Bauen in Bonn – Nachhaltig und klimaangepasst // Eine Diskussion mit Petra Denny und Ines Knye in der VHS Bonn

Schrägluftbild von Bonn mit Blick u.a. auf das Universitätshauptgebäude, das Stadthaus und die Bahnlinie
Foto: thomashendele, pixabay, Ausschnitt:_Michael Lobeck

Am Donnerstag, 2.6.22, diskutierten Planungsamtsleiterin Petra Denny und Ines Knye, die Vorsitzende des BDA Bonn/Rhein-Sieg darüber, wie „Nachhaltig Bauen in Bonn“ besser werden kann. Von 18-20 Uhr im Großen Saal der VHS Bonn. Ich durfte moderieren.

Wie kann das Planen und Bauen nachhaltiger gestaltet werden? Welche Bebauungs-, Begrünungs- und welche Mobilitätskonzepte müssen bei künftigen Planungsprozessen mitgedacht werden? Was macht die Stadt schon? Welchen guten Beispiele gibt es hier und anderswo? Was können die Bürgerinnen und Bürger tun, wenn sie selber bauen? Welchen Einfluss hat die Stadt, welchen Einfluss haben Architekt:innen?

Die aktuellen Herausforderungen an klimaresiliente Städte haben Auswirkungen auf die konkreten Planungs- und Bauprozesse. Themen wie „blaue und grüne Infrastruktur“ (also Wasser und Grün in der Stadt), „Schwammstadt“ (die Fähigkeit, wie ein Schwamm Regen aufzunehmen und dann langsam wieder abzugeben), aber auch Versickerung generell, Kühlung und Schatten und Aufenthaltsqualität spielen eine Rolle für den öffentlichen Raum. Wohnflächeninanspruchnahme, natürliche und recyclingfähige Baustoffe, umweltfreundliche Energieversorgung sind weitere Stichpunkte, die für nachhaltiges Bauen relevant sind.

Auch wenn der ökologische Blick im Fokus steht, dürfen die Nachhaltigkeitsdimensionen „sozial“ und „ökonomisch“ nicht aus den Augen verloren werden. Ein Bauen, das keine/r bezahlen kann, ob als Investor:in oder als Mieter:in / Käufer:in, wird in der Praxis nicht stattfinden.

Ich bin gespannt auf die Informationen und die Diskussion und werde hier berichten, was passiert ist.

Anmelden können Sie sich hier bei der VHS. Die Veranstaltung ist für Sie kostenlos. Sie findet in Präsenz im Großen Saal der VHS in der Innenstadt statt. (Mülheimer Platz 1, 1. Etage, Raum 1.11)

UPDATE 2.6.22 – nach der Veranstaltung:

Ca. 30 Menschen waren in den Saal der VHS gekommen, um den Impulsen von Planungsamtsleiterin Petra Denny und Ines Knye, der Vorsitzenden des BDA Bonn/Rhein-Sieg zuzuhören und mit ihnen darüber zu diskutieren, welche Aspekte wichtig sind. Neben Energieeffizienz, Wasserrückhaltemöglichkeiten (Schwammstadt), Verschattung im Sommer und viel Licht im Haus im Winter wurde auf die Gestaltungsqualität hingewiesen, die sich zum Beispiel in guten Fassaden ablesen ließe. In gut gestalteten Häusern lebten die Menschen nicht nur lieber, sondern auch länger, würden sie eher renovieren und länger nutzen, so die These.

Foto: Michael Lobeck; Ines Knye beschreibt die Qualitäten der Bonner Südstadt.

Die Frage eines Besuchers, ob es nicht eine Grenze gebe für immer mehr Einwohner:innen in Bonn, wurde nicht geteilt, man können den Menschen nicht vorschreiben, wo sie leben wollten, man müsse Lösungen finden, damit umzugehen.

Wie denn – angesichts all der erforderlichen Maßnahmen, die sicher auch jede Menge Geld kosten – preiswerter Wohnraum gesichert werden könne, den sich eine alleinstehende Person mit geringem Einkommen leisten könne? Neben dem Hinweis, dass keine Aktivität im Bereich der Nachhaltigkeit sehr hohe Kosten mit sich bringen würde, kam hier das Bonner Baulandmodell zur Sprache, mit dem bei jedem Wohnbauvorhaben von mehr als 24 Wohneinheiten eine Quote von 40% Wohnungen „zu den Bedingungen des geförderten Wohnungsbaus“ zu errichten sind.

Ines Knye wies berechtigterweise daraufhin, dass einerseits durch dieses Modell die restlichen Wohnungen teurer würden, da die Vorhabenträger eine Quersubventionierung durchführten. Und für Unternehmen, die ausschließlich Mietwohnungsbestand halten, dann am Markt kaum noch die Möglichkeit bestehe, Wohnraum zu realisieren. Hier müssten Konzeptvergaben zum Zuge kommen, um jenseits des Marktpreises für Grundstücke andere Kriterien beim Verkauf von Grundstücken zu berücksichtigen.

Nur wenn die Kommune Eigentümerin ist oder neues Planrecht benötigt wird, hat sie einen Einfluss auf das Gebaute. Nur dann kann sie z.B. auch ökologische Standards vorschreiben. Auch die Anleger, deren Lebensversicherungsbeiträge oder Immobilienfondseinlagen von institutionellen Investoren in Immobilien investiert werden, haben einen Einfluss, in dem sie bei ihren Anlageentscheidungen oder in der Kommunikation mit ihren Gesellschaften auf Zertifizierungen zur Nachhaltigkeit drängen. (siehe z.B. DGNB oder BNB)

Foto: Michael Lobeck; Petra Denny erläutert den Nachhaltigkeitscheck in der Bonner Bauleitplanung.
(Die Folie hatte im Original einen weißen Hintergrund. Das Regenbogenmuster auf dem Foto entsteht durch das Zusammenwirken von Beamertechnik und Aufnahme)

Wenn Sie diesmal nicht dabei sein können, schauen Sie ab und an mal auf die Seite des BDA Bonn / Rhein-Sieg oder der VHS Bonn oder des Forum Stadt Bau Kultur. Es gibt immer wieder spannende Veranstaltungen zum Thema Stadtentwicklung in Bonn.


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Der Autor: Michael Lobeck
Ich moderiere Veranstaltungen und berate öffentliche und private Akteure zu guter Kommunikation in der Stadtentwicklung. Ich halte auch Vorträge zu Sinn und Unsinn von Smart Cities und schreibe Bücher zu dem Thema. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, was ich für Sie tun kann, melden Sie sich gerne bei mir.

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