Digitale Verwaltung in 2035 – Ein kurzer Rückblick auf die Tagung ortenau-digital am 30.9./1.10.

Screenshot von ortenau-digital.org

Zwei Tage Anregungen, Austausch und Verabredungen zur kommunalen Digitalisierung waren am 30.9. und 1.10. in Achern in der Ortenau zu erleben. Vier Keynotes, zahlreiche Praxisvorträge und ein spannender 3-Minuten-Pitch für lokale Projekte boten mir viele Möglichkeiten, mit engagierten Menschen aus Ortenauer Kommunen ins Gespräch zu kommen über die Zukunft der digitalen Verwaltung (in der Region).

Ole Wintermann von der Bertelsmann Stiftung, Eduard Itrich (vormals Gemeinde Bühl, jetzt Open Software Business Alliance), Alanus von Radecki (Datenkompetenzzentrum für Städte und Regionen DSKR GmbH) und ich haben Vorträge zu verschiedenen Aspekten zukünftiger Anforderungen an die digitale Verwaltung gehalten.

Einig waren wir uns darin, dass wohl alles, was digitalisiert werden kann, auch digitalisiert werden wird und dass Kommunen diesen Prozess gestalten sollten, damit sie die Hoheit über ihre Daten behalten. Abwarten und Produkte von der Stange kaufen reicht nicht aus.

Während Ole Wintermann Erfahrungen aus Untersuchungen mit Unternehmen zu New Work darstellte, habe ich betont, dass die Verwaltung beim digitalen Wandel Verlässlichkeit und Veränderung unter einen Hut bekommen muss. Der oft geäußerte Vorwurf, die Verwaltung würde sich zu langsam anpassen oder gar voran gehen im digitalen Wandel, zar ist nachvollziehbar, aber oft wohlfeil, weil niemand „einfach mal machen“ und „Experimente wagen“ gerne bei der Verlässlichkeit von Bauabnahmen von Brücken oder rechtzeitigen Warnungen vor Naturkatastrophen erleben möchte. Vier Beispiele habe ich genannte, die meines Erachtens helfen können, sowohl Verlässlichkeit zu produzieren als auch Veränderungen auf den Weg zu bringen:

Folie aus meinem Vortrag mit vier Beispielen, wie Verwaltungen sich gut auf den Weg machen können.

Ich habe den Vortrag aufgenommen – nur nebenbei mit dem Smartphone. Die Qualität ist überschaubar. Hier können Sie mal reinhören:

Hier auch die pdf zum Vortrag:

Und hier wollte ich Ihnen eigentlich ein automatisch von happyscribe.com übersetztes Transkript zum Download anbieten. Da ist aber wirklich nur Kauderwelsch bei herausgekommen für 8,80 Euro (20 ct pro Minute). KI kann schon ein bisschen, aber mit relativ schlechten Audio-Dateien gute Transkripte erstellen, das geht wohl noch nicht. Ich hoffe, die Zuhörer*innen haben mehr verstanden 😉 Aber sehen Sie selbst:

Eduard Itrich plädoyierte dafür, dass Kommunen sich auf den Weg des Open Governments bewegen sollten. Dazu gehört neben den bekannten Open Data- und Open Source-Forderungen auch die Forderung nach Open Design (von vorneherein alle einbeziehen), Open Development (gemeinsam entwicklen) und Open Community (alle an Bord behalten).

Alanus von Radecki stellte viele Beispiele vor, in denen Digitalisierung Kommunen unterstützen kann. Von Prozessoptimierungen durch digitalisierte Akten und automatisierte Bewertungen im Baugenehmigungsverfahren über digitale Messtellen für Hochwasserstände bis hin zum Energiemanagement kommunaler Liegenschaften.

Anna Stahl stellt beim 3-Minuten-Pitch die digitalen Angebote der Stadtbibliothek Achern vor

Sehr gut gefallen hat mir die 3-Minuten-Pitch-Runde, in der sieben Referent*innen konkrete Projekte kurz und knapp vorstellten und dann auf Fragen aus dem Publikum antworteten.

Interessante Einblicke in die praktische Umsetzung von Projekten vor Ort, vom Breitbandausbau bis zu regionalen Cloud-Angeboten für den Mittelstand, gaben auch verschiedene Unternehmen, die die Tagung finanziell unterstützten und mit Infoständen und Vorträgen präsent waren.

Bei der Abschlussrunde wurde ich nach „Hausaufgaben“ gefragt, die ich den Teilnehmer*innen mitgeben würde, damit es nicht erst in einem Jahr bei der nächsten Ortenau-Digital-Tagung weitergeht. Ich habe ich drei ganz einfache Dinge vorgeschlagen:

  • sich eine Viertelstunde Zeit nehmen und festhalten, was die Tagung an Anregungen, Fragen und Optionen gebracht hat,
  • sich mit Kolleg*innen darüber austauschen, was das für die eigene Organisation bedeutet, was umsetzbar wäre,
  • und mindestens einen ersten Schritt zur Umsetzung direkt angehen.

Entscheidend ist dabei, dass sowohl (Ober-)Bürgermeister*innen und Dezernent*innen als auch Amtsleiter*innen, Abteilungsleiter*innen und Sachbearbeiter*innen untereinander und miteinander über die Möglichkeiten der Digitalisierung und deren Voraussetzungen und Folgen für das gemeinsame Arbeiten ins Gespräch kommen. Auch da herrschte Einigkeit: Es braucht die Förderung und Erlaubnis der „Spitze“ und Engagement und Kreativität „unten“ in der Organisation, wenn Digitalisierung in Kommunen ein Erfolg werden soll.

Screenshot des Tweets zum Ende der Tagung

Einen Eindruck der verschiedenen Aspekte der Tagung bekommt man vielleicht, wenn man die Webseite ortenau-digital.org besucht, dem Twitter-Account @ortenaudigital folgt und die Tweets unter dem Hashtag #ortenaudigital anschaut. Dann sieht man auch, dass die Teilnehmer*innen noch nicht ganz so digital waren, dass sie Twitter genutzt hätten 😉 Aber das ist ja vielleicht auch nicht das wesentliche.

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Der Autor: Michael Lobeck
Ich moderiere Veranstaltungen und berate öffentliche und private Akteure zu guter Kommunikation in der Stadtentwicklung und zur Umsetzung von Smart City-Konzepten. Ich halte auch Vorträge zu Sinn und Unsinn von Smart Cities und schreibe Bücher zu dem Thema. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, was ich für Sie tun kann, melden Sie sich gerne bei mir.


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