„Den aktuellen Stand der Planungen zum Umbau des Betriebshofs in Heidelberg konnten Bürgerinnen und Bürger am Donnerstag, 18. Februar 2021, bei einer digitalen Informationsveranstaltung erfahren. Die Stadt Heidelberg und die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) stellten via Zoom ihre Pläne für den Neubau des Betriebshofs am alten Standort Bergheimer Straße sowie für die benötigten Ausweichflächen im Stadtgebiet vor.“
Ich hatte die Freude, diese Veranstaltung zu moderieren, an der 250 Bürger*innen und fünf Vertreter*innen von Stadt Heidelberg und rnv sehr engagiert per Zoom und Slido teilnahmen. Vor allem die Abwägung zwischen der Notwendigkeit, Abstellflächen für Bahnen zu schaffen und einem Erhalt des status quo einer derzeit überwiegend landwirtschaftlich genutzten Fläche östlich der Haltestelle Rohrbach-Süd stand im Vordergrund.
Sowohl während des Umbauzeit des Betriebshofs, als auch im späteren Betrieb mit mehr Bahnen als heute, werden Abstellplätze für 18 Straßenbahnen außerhalb des Betriebshofs benötigt. Die Stadt und die rnv haben viele Flächen untersucht und sind der Ansicht, dass die besagte Fläche in Rohrbach-Süd am besten für eine solche Abstellfläche geeignet ist.
Auf der Seite https://www.heidelberg.de/hd/HD/entwickeln/zukunftskonzept+bergheim.html stellt die Stadt Heidelberg weitere Informationen und die Präsentation zur Veranstaltung dar, in der auch der weitere Zeitablauf dargestellt ist.
Reflexion zum Format Zoom + Slido
Zwei Stunden Zoom-Meeting – davon ca. 45 Minuten für Begrüßung, Einführung, Technikerläuterung und Information und ca. 75 Minuten für Fragen mit dem Instrument Slido und Antworten in Zoom. Slido ermöglicht es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von einem zweiten Browser-Bildschirm aus (weiteres Browserfenster am PC/Laptop, Handy, Tablet) schriftlich Fragen zu formulieren, die von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gesehen und „geliked“ werden können. Die am meisten unterstützten Fragen werden in der Präsentationsansicht, die im Zoom-Meeting geteilt wird, jeweils oben dargestellt. Insgesamt werden bis zu 6 Fragen dargestellt. Ich kann als Moderator dann mit diesen maximal sechs Fragen schauen, welchen Impuls ich an die Diskussionsgäste gebe. Beantwortete Fragen kann ich „abhaken“, sie verschwinden dann aus der Ansicht. Alle Fragen werden in ein Archiv übertragen.
Der große Vorteil dieses Formates ist meiner Meinung nach, dass die lauten Stimmen leiser werden. Das ist ein Vorteil, weil damit die leisen Stimmen von allen besser gehört werden können. Eine oft viele Beteiligte störende Selbstdarstellung Einzelner ist immer noch möglich, bekommt aber zwei Korrektive: 1) die geschriebene Frage vom hier beispielhaft lauten „Herrn Müller“ ist genauso sichtbar wie die geschriebene Frage der beispielhaft leisen „Frau Maier“, 2) wenn die Frage von „Frau Maier“ von mehr Menschen unterstützt wird als die von „Herrn Müller“, wird die von „Frau Maier“ zuerst beantwortet. Der beispielhaft laute „Herr Müller“ bekommt eine direkte Rückmeldung, ob seine Frage von anderen für wichtig erachtet wird.
Der Nachteil dieser Methode ist, dass kein Gespräch entsteht, sondern nur einzelne Fragen beantwortet werden. Auch mein Versuch, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ermutigen, für den Fall, dass eine Antwort vielleicht nicht ausreichte, eine erneute, nachfragende Frage zu formulieren, führt nicht wirklich zu einem Gespräch. Zum einen kommt die Nachfrage erst später wieder ins Spiel und zum zweiten ist nicht sicher, ob sie überhaupt nach oben „geliked“ wird. Ein zweiter (theoretischer) Nachteil ist die mögliche Anonymität bei Fragestellung und „liken“. Strategische Absprachen von gut organisierten Interessengruppen sind so kaum erkennbar. Im konkreten Fall nutzten jedoch viele Teilnehmer*innen die Möglichkeit ihren Namen anzugeben, wenn sie Fragen stellten.
Am Ende der zwei Stunden in Heidelberg waren noch mehr als 100 Fragen offen. Diese sollen in den nächsten Tagen noch mit einer Frage-/Antwortliste auf der Homepage der Stadt beantwortet werden.
Fazit
Ja – das ist ein funktionierendes Format – vor allem dann, wenn es um Information und Fragen dazu geht. Ja, es schafft einen Rahmen, der es denjenigen, die sich in Präsenz- und Videoformaten weniger gerne melden, erleichtert, gehört – bzw. gelesen – zu werden. Es funktioniert nur bedingt, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Über die verschiedenen Veranstaltungen und Formate hinweg, die im Laufe des Entwicklungsprozesses des Betriebshofes in Heidelberg stattfinden, kann ein solches Gespräch aber sicher entstehen.