Stadtgestaltung im Dialog / 50 Teilnehmer*innen bei Diskussion um die Zukunft des Paulusheim-Geländes in Bonn-Endenich

Foto der Fassade des ehemaligen Paulusheims

Fassade des ehemaligen Paulusheims, Foto: Michael Lobeck, Lizenz: CC-BY 4.0

Statt der angemeldeten 25 Teilnehmer*innen waren 50 gekommen. Das große Interesse an der weiteren Entwicklung des ehemaligen Paulusheims, das jetzt als Schumanns Höhe von Instone Real Estate entwickelt wird, war beeindruckend. Im Rahmen der Reihe Stadtgestaltung im Dialog, hatten die Volkshochschule Bonn, der BDA Bund Deutscher Architekten Bonn/Rhein-Sieg und ich zu einem kleinen Seminar eingeladen.

Stadtgestaltung im Dialog
Eine Veranstaltungsreihe von
• Volkshochschule Bonn
• Bund Deutscher Architekten Bonn/Rhein-Sieg
• Michael Lobeck, promediare >

Bonn-Paulusheim, Samstag, 30. Juni 2018, 10-12.30 Uhr

Im Herzen von Bonn-Endenich wird das Gelände des ehemaligen Paulusheims zu Wohngebäuden entwickelt. Circa 210 Wohnungen sollen hier entstehen – in vier- bis sechs-geschossiger Bauweise.

Die gut Teilnehmer*innen interessierten sich vor allem dafür, wieviel Grün erhalten bleibt, ob das Gelände zugänglich ist, und wie man denn bei Interesse an eine der Wohnungen gelangen kann. Fragen zu verschiedenen Aspekten des Verkehrs- und Energiekonzeptes spielten ebenso eine Rolle, wie die Aufteilung von freifinanziertem und gefördertem Wohnungsbau und das Angebot von Pflegeplätzen und Mehrgenerationen-Wohnen.

Foto der Notizen aus der Diskussion zum Wohnbauprojekt Schumanns Höhe der Instone Real Estate in Endenich

Foto: Michael Lobeck, Lizenz: CC-BY 4.0

Vielen Dank noch einmal an Dirk Baarz, der als Projektleiter des Eigentümers und Entwicklers Instone Real Estate umfassen Auskunft sowohl zum Projekt als auch zum Entwicklungsprozess gab. Auch Ursula Falter vom Projekt Wahlverwandschaften, die das Mehrgenerationen-Wohnen vorstellte, sei noch einmal herzlich gedankt. Auch ein herzliches Dankeschön an die Trinitatis-Kirchengemeinde in Bonn-Endenich, in deren Räumlichkeiten wir nach der Begehung des Grundstücks diskutieren konnten. Auch danke an Rolf Beu, der als Vorsitzender des Planungsausschusses der Stadt Bonn die Diskussion fachkundig bereicherte.

Foto von Dirk Baarz vom Eigentümer und Entwickler Instone Real Estate, wie er anhand eines Plans das Projekt erläutert

Dirk Baarz vom Eigentümer und Entwickler Instone Real Estate erläutert das Projekt; Foto: Michael Lobeck

Nach Ankündigung der Schließung des Seniorenwohnheims hat der Rat der Stadt Bonn am 23. Mai 2013 entschieden, einen Bebauungsplanes (Nr. 7621-56) aufzustellen. Dieser Bebauungsplan wurde am 3. Mai 2018 vom Rat der Stadt beschlossen. (Link zum Bonner Ratsinformationssystem)

Anregungen der Bürger*innen im Rahmen der Beteiligung hatten zu einer Anpassung des vorgelegten Konzeptes geführt. Der sechsgeschossige Gebäudesolitär in der südöstlichen Ecke des Plangebiets wurde rd. 2 m von der Grundstücksgrenze zur Sebastianstraße zurückversetzt, ein Teil des Gebäudes wurde um ein Stockwerk reduziert. Des Weiteren wurde der nördlich des Schumannhauses gelegene Baukörper verkürzt, um den Blick aus Richtung Ortsmitte Endenich kommend nicht einzuschränken.

Foto des von Herrn Dirk Baarz (Instone Real Estate) erläuterten Plans zur künftigen Bebauung, der vom Architektenbüro konrath und wennemar, Düsseldorf erarbeitet wurde

Geplante Bebauung. Plan: konrath und wennemar, Düsseldorf für Instone Real Estate.

Deutlich wurde in der Diskussion, dass unterschiedliche Ziele im Rahmen einer solchen Planung gegeneinander abgewogen werden müssen. So kann der Bewuchs am nördlichen Grundstücksrand zur Alfred-Bucherer-Straße fast vollständig erhalten bleiben, der Park, der fast die Hälfte des Grundstückes ausmacht, wird jedoch zum großen Teil bebaut und mit zwei Tiefgaragen versehen. Dies ermöglicht am Ende den Bau von ca. 210 Wohnungen unterschiedlicher Größe. Auf der Tiefgaragendecke können auch Bäume wachsen, aber wohl nicht mehr so große.

Foto aus dem Park des ehemaligen Paulusheims

Park Paulusheim, Foto: Michael Lobeck, Lizenz: CC-BY 4.0

Foto aus dem Park des ehemaligen Paulusheims

Park Paulusheim, Foto: Michael Lobeck, Lizenz: CC-BY 4.0

Bis auf das Schumannhaus, das sich im Eigentum der Stadt befindet und unter Denkmalschutz steht, werden alle Bestands-Gebäude abgerissen. Die Front-Fassade des Hauptgebäudes des ehemaligen Paulusheims wird jedoch in ihrem Erscheinungsbild wieder aufgebaut werden.

30 Wohnungen sollen im geförderten Wohnungsbau errichtet werden, 43 Wohnungen werden die Wahlverwandschaften im Eigentum, als Genossenschaftswohnungen und als Mietwohnungen anbieten. 24 Pflegeplätze entstehen in Wohngemeinschaften, dazu 15-20 Plätze für die Tagespflege für Bewohner*innen aus Endenich.

Ende 2012 / Anfang 2013 steht fest, dass die ehemaligen Betreiber des Paulusheims, die Alexianer GmbH, den Betrieb des Pflegeheims in Endenich einstellen wollen. Als Grund werden neue Auflagen des Gesetzgebers genannt, die vor Ort nur mit unverhältnismäßg hohen Aufwendungen umsetzbar wären. Ein Makler sucht nach Kauf-Interessenten für die Fläche. (siehe dazu auch den Artikel von Lisa Inhoffen im General-Anzeiger vom 11.3.2013)

formart, wie der Eigentümer Instone Real Estate bis Juni 2017 hieß, bevor er mit einem weiteren Projektentwickler eine neue Gesellschaft gründete, spricht in zahlreiche Veranstaltungen mit den Bürger*innen, um herauszufinden, was direkten Anwohner*innen und weiteren Bewohner*innen Endenichs besonders am Herzen liegt.

2015 erfolgt auf Drängen des Planungsamtes eine Mehrfachbeauftragung von sechs Planungsbüros, um den vorliegenden Entwurf zur Bebauung des Grundstückes durch parallel arbeitende externe Büros zu qualifizieren.

Im Rahmen des formalen Verfahrens zur Aufstellung eines Bebauungsplans findet eine frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit statt, in der Bürger*innen ihre Anregungen zum Projekt vorbringen. Erhalt der Grünfläche, Bau eines Pflegeheims und Reduzierung der Geschossigkeit sind Themen, die immer wieder genannt werden. (Bürgerbrief, Beschluss und Anlagen mit drei städtebaulichen Konzepten)

Politik und Verwaltung wägen insbesondere die Frage des Wohnungsbaus und der Grünflächen gegeneinander ab. Das geforderte Pflegeheim wird nicht berücksichtigt, statt dessen jedoch die oben erwähnten Pflegeplätze in Wohnungsgemeinschaften. Die Geschossigkeit wird bei einem Gebäude reduziert. Details zur Abwägung aller Anregungen finden Sie im Beschluss des Rates zum Bebauungsplan (hier der link zum Dokument im Bonner Ratsinformationssystem BORIS)

Zeitlicher Abriss des Projekts:
2013: Gespräche Stadt – Investor;
2013: öffentliche Ankündigung Schließung/Verlagerung Paulusheim
2013: Beschluss Aufstellung Bebauungsplan
2014: Schließung/Verlagerung Paulusheim
2014: Vertrag zur Unterbringung von Geflüchteten
2014: Einzug Geflüchtete
2014: Kauf durch formart (seit Juni 2017: Instone Real Estate)
2015: Kommunalcafé zur Information der Öffentlichkeit (Protokoll, link BORIS)
2015: Mehrfachbeauftragung 6 Planungsbüros
2016: Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung zum Bebauungsplan
2017: Öffentliche Auslegung des Bebauungsplans
2018: Beschluss Bebauungsplan 7621-56

 

Nächste Termine in der Reihe:

 

Weitere Blog-Beiträge zur Stadtentwicklung finden Sie hier.

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Portraitfoto Michael LobeckDer Autor: Michael Lobeck
Ich moderiere Veranstaltungen und berate öffentliche und private Akteure zu guter Kommunikation in der Stadtentwicklung. Ich halte auch Vorträge zu Sinn und Unsinn von Smart Cities und schreibe Bücher zu dem Thema. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, was ich für Sie tun kann, melden Sie sich gerne bei mir.

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