Wie weiter mit der Zurich-Versicherung in Bonn?

Foto des Flip-Chart-Plakats zur Begrüßung der Teilnehmer der Veranstaltung Stadtgestaltung im Dialog 6.5.17 - Wie geht es weiter mit der Zurich-Versicherung?

Foto: Michael Lobeck. Lizenz: CC-BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de

Ende 2015 war klar: Die Zurich-Versicherung verlässt Bonn. 23.000 m² Fläche in bester Lage werden frei. Mitte August 2016 kauft Corpus Sireo das Gelände mit den Immobilien. Bis Ende 2019 arbeitet Zurich noch in Bonn. Wie geht es dann weiter? Bürgerinnen und Bürger haben mit den neuen Eigentümern, dem Planungsbüro ASTOC Architects and Planners, dem BDA Bonn/Rhein-Sieg und mir vor Ort und in der VHS Bonn diskutiert.

25 Bürgerinnen und Bürger trafen sich am Samstag morgen um das Gelände zu besichtigen, die Pläne von Corpus Sireo zu hören und viele Fragen zu stellen und Anregungen zu geben.

  • Was ist geplant?
  • Welche Häuser gehören alle dazu?
  • Wann geht es los?
  • Wohnen oder Gewerbe?
  • Was kann die Stadt regeln, was entscheider der Eigentümer autonom?
  • Können die Bürgerinnen und Bürger noch mitreden?

Diese Fragen wurden von Bürgerinnen und Bürgern an Ellen Lott, Projektmanagerin der Corpus Sireo und Andreas Kühn, Geschäftsführender Gesellschafter von ASTOC Architects and Planners gestellt und beantwortet.

Foto eines Modells von ASTOC Architects and Planners zur zukünftigen Entwicklung auf dem Gelände der Zurich-Versicherung Bonn

Foto: Michael Lobeck; Modell: ASTOC Architects and Planners / Corpus Sireo

Für das 23.000 m² große Gelände hat die Zurich-Versicherung einen städtebaulichen Wettbewerb durchgeführt, „um sich ordentlich aus Bonn zu verabschieden und sicher auch, um ihr Grundstück mit einer werthaltigen Nachnutzung gut verkaufen zu können“ erläuterte Ellen Lott, wie es zu dem Wettbewerb kam. „Da waren wir aber noch nicht so richtig mit im Boot.

Der Alteigentümer hat also einen Wettbewerb durchgeführt, damit ein zukünftiger Käufer eine bessere Vorstellung von der Entwicklungsfähigkeit des Grundstückes hat.

ASTOC Architects and Planners aus Köln und FSWLA Landschaftsarchitekten aus Düsseldorf haben mit ihrem städtebaulichen Entwurf zur Neubebauung des Bonner Zurich-Areals den Wettbewerb gewonnen. Andreas Kühn von ASTOC betonte dann auch, dass „ein großer Konsens in der Wettbewerbsjury bestand, die aus dem Eigentümer Zurich-Versicherung, Fachleuten, Politik und Bürgerschaft zusammengesetzt war.“

Die Stadt hatte bereits in 2015 den Beschluss gefasst, einen Bebauungsplan aufzustellen. Das Planungsamt hatte damals drei Varianten zur möglichen weiteren Entwicklung gezeichnet, auf deren Basis eine erste Bürgerbeteiligung durchgeführt wurde. Aktuell entwickelt ein Planungsbüro im Auftrag der Eigentümer einen Bebauungsplanentwurf. Auf der Webseite der Stadt wird der Stand des Bebauungsplanverfahrens dargestellt.

Nach einer 45-60 minütigen Begehung des Quartiers und der Innenhöfe haben wir im Saal der Volkshochschule die Planung, Gestaltung und weitere Entwicklung diskutiert. Die Bürgerinnen und Bürger fragten bei Begehung vor Ort und anschließendem Gespräch in der VHS vor allem zur zukünftigen Nutzung des Geländes und zum Verfahren.

Foto eines Plans von ASTOC Architects and Planners zur zukünftigen Entwicklung auf dem Gelände der Zurich-Versicherung Bonn

Foto: Michael Lobeck; Plan: ASTOC Architects and Planners / Corpus Sireo

  • Werden gemäß des Beschlusses des Rates 30% der Wohnungen als geförderte Wohnungen hergestellt?
    Ellen Lott, Corpus Sireo: „Nein, das Vorhaben fällt unter die „Altfallregelung“, die die Vorhaben betrifft, bei denen bereits vor dem Ratsbeschluss eine Planungsvereinbarung zwischen Stadt und Investor vorliegt. Wir werden aber geförderten Wohnungsbau auf dem Gelände errichten.“
  • Wie wird das Verhältnis Wohnen zu gewerblichen Flächen sein?
    Ellen Lott, Corpus Sireo: „Ungefähr 50/50. Eine gewerbliche Nutzung wird vor allem in dem Bestandsgebäude Ecke Poppelsdorfer Allee / Bonner Talweg untergebracht.“
  • Soll das Bestandsgebäude, das jetzt unter Denkmalschutz steht, von einem Mieter / Käufer genutzt werden oder wird es aufgeteilt?
    Andreas Kühn, ASTOC: „Das Gebäude ist – auch wenn es Anfang der 50er Jahre gebaut wurde, sehr modern. Es ist aufgrund zahlreicher Treppenhäuser sowohl für einen einzelnen als auch für mehrere Nutzer geeignet.“
    Ellen Lott, Corpus Sireo: „Die Zurich bleibt noch bis 2019 in dem Gebäude. Wir werden einen oder mehrere neue Mieter suchen und für diese das Gebäude herrichten. Danach verkaufen wir das Gebäude an einen institutionellen Investor, wie z.B. einen Immobilienfonds.“
  • Welche Gebäude bleiben stehen und welche werden abgerissen?
    Andreas Kühn, ASTOC: „Stehen bleibt die beiden Denkmale an der Poppelsdorfer Allee. Das sind das „Schlösschen“ das nicht mehr so heißen soll und der Eckbau zum Talweg. Die Bebauung aus den 70er Jahren im Innenhof und zwischen „Schlösschen“ und Eckbau werden zurückgebaut und wie im Modell zu sehen, neu errichtet.“
  • Gehört das Hotel Bristol auch dazu und was passiert damit?
    Ellen Lott, Corpus Sireo: „Das Hotel gehört mit zu dem Areal, das wir erworben haben. Es hat einen Vertrag bis 2029. Danach wird man sehen, wie man damit umgeht. Wir beziehen es vorsorglich in die Planungen mit ein. Sie sehen am Modell, dass die Variante eines Abrisses und einer Wiederherstellung der Blockrandbebauung im Stile des Viertels dargestellt ist.“
Foto eines Gebäudes der Zurich-Versicherung an der Ecke Poppeldorfer Allee / Bonner Talweg am 29.3.2017

Foto: Michael Lobeck; Lizenz: CC-BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de

Herzlichen Dank an Ellen Lott von Corpus Sireo und Andreas Kühn vom Büro ASTOC für die Darstellung des Projekts und die Beantwortung der Fragen. Auch bedanken möchte ich mich bei der Zurich Versicherung, die die Begehung des Innenhofes ermöglicht hat und bei Herrn Walter von der Stadt Bonn, der mir – auch wenn er nicht teilnehmen konnte – im Vorhinein einige Fragen zum Verfahren beantwortet hat.

Die Reihe wird am 23.9.17 fortgesetzt mit einem Besuch in Tannenbusch, bei dem wir die positiven Entwicklungen des Quartiers anschauen wollen und am 18.11.17 mit dem Besuch in einem der innovativen Wohnprojekte in der Stadt, wo wir die Frage nach Möglichkeiten und Grenzen anderen Bauens und Wohnens diskutieren wollen.

Stadtgestaltung im Dialog ist eine Kooperationsveranstaltung vom Bund Deutscher Architekten Bonn/Rhein-Sieg (BDA), der Volkshochschule Bonn (VHS) und mir.

Foto des Innenhofes des Geländes der Zurich-Versicherung in Bonn

Foto: Michael Lobeck. Lizenz: CC-BY 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de

Hier finden Sie einen Artikel aus dem General-Anzeiger zur Veranstaltung.

Artikel aus dem General-Anzeiger zum Zurich-Gelände:

 

Veranstaltungsreihe „Stadtgestaltung im Dialog“ von BDA, VHS und Michael Lobeck

Wie entsteht eine Stadt? Wer entscheidet mit über die Gestaltung von Flächen und Gebäuden? Wo können Bürger hier Einfluss nehmen? Wie kann Gestaltungsqualität sichergestellt werden, die mehr ist als „gefällt mir“ oder kurzlebige Mode?

In der Veranstaltungsreihe „Stadtgestaltung im Dialog“ wollen wir zu konkreten Flächen und Gebäuden in Bonn diese Fragen stellen und diskutieren. Dies geschieht nicht (nur) im Seminarraum, sondern vor Ort. Mindestens anschauen, im Idealfall besichtigen und möglichst mit den unterschiedlichen Verantwortlichen (Eigentümer, Architekten, Stadtplaner, Nutzer) diskutieren. Ein Schwerpunkt auf bestehende oder geplante Wohngebäude soll ermöglichen zu klären, wie und wo mit hoher Qualität ein Beitrag zur Linderung des Wohnungsengpasses in Bonn geleistet werden kann.

Bisherige Veranstaltungen der Reihe Stadtgestaltung im Dialog

Weitere Artikel zu Moderationen finden Sie hier.
Weitere Artikel zu Stadtentwicklung finden Sie hier.

Wenn Sie in eine LIste mit Interessierten aufgenommen werden möchten, die zu weiteren Veranstaltungen zum Thema Stadtentwicklung per Mail eingeladen werden, schreiben Sie mir einfach eine Mail.

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Portraitfoto Michael LobeckDer Autor: Michael Lobeck
Ich moderiere Veranstaltungen und berate öffentliche und private Akteure zu guter Kommunikation in der Stadtentwicklung. Ich halte auch Vorträge zu Sinn und Unsinn von Smart Cities und schreibe Bücher zu dem Thema. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, was ich für Sie tun kann, melden Sie sich gerne bei mir.

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