Vortrag „Smart City: Das Bild der Stadt wird sich ändern“ auf dem Kongress der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW) 2014 in Venedig

Der Glockenturm von San Marco aufgenommen vom Boot auf dem Weg zu San Servolo

© Michael Lobeck lizenziert unter einer CC-BY-SA 4.0 Lizenz.

Vom 28. Mai bis 1. Juni 2014 hatte die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW) zu ihrem alle zwei Jahre stattfindenden Inselkongress eingeladen. Diesmal trafen sich mehr als 300 nordrhein-westfälische ArchitektInnen und LandschaftsplanerInnen in Venedig um über das Thema „Zukunftsaufgabe Energieversorgung: Aus Politik wird Planung!“ zu diskutieren. Es ging um die Frage, welche Rolle die Planerinnen und Planer bei der Energiewende spielen können, sollen und wollen.

In 14 Vorträgen stellten Rednerinnen und Redner aus unterschiedlichen Disziplinen Beiträge vor, die Anlass zu interessanten Diskussionen boten. Der Kongress fand auf der Insel San Servolo statt, die unter anderem die Venice International University beherbergt und über sehr angenehme Tagungsmöglichkeiten verfügt.

Welchen Beitrag Smart Cities zur Lösung der wichtigen Frage der Energiewende leisten können, beleuchtete Michael Lobeck in seinem Vortrag. Ausgehend von den Erfahrungen des Projektes T-City schilderte er die Möglichkeiten und Grenzen des Smart-City-Konzeptes. T-City ist ein in den Jahren 2006 bis 2012 umgesetztes Smart-City-Projekt in Friedrichshafen am Bodensee. Das Projekt wurden von der Deutschen Telekom gemeinsam mit der Stadt Friedrichshafen durchgeführt. Michael Lobeck leitete als Projektleiter des Geographischen Instituts der Universität Bonn die Evaluation von T-City.

Er betonte, dass das Evaluationsteam insgesamt zu dem Schluss gekommen sei, dass das Experiment T-City sehr positiv verlaufen sei. Auch im Bereich der Energieversorgung konnten wichtige Erkenntnisse zum Einsatz von sogenannten „Smart Metern“ oder auch „Intelligenten Stromzählern“ gewonnen werden. Insgesamt bräuchten „Smarte Städte“ jedoch eher klare Ziele, gute Organisation und Kommunikation sowie den Willen mit ihren Bürgerinnen und Bürgern und zahlreichen professionellen Akteuren zusammenzuarbeiten denn neue Technik. Der Einsatz von Informationstechnologien erlaube neue und auch verbesserte Möglichkeiten für die Organisation von Prozessen auch in der Stadtentwicklung. Die Fähigkeit, in einer heterogenen Kommune mit zahlreichen Akteuren, die unterschiedliche Interessen vertreten, gemeinsam das Gemeinwohl zu fördern, sei jedoch nur sehr eingeschränkt vom Technikeinsatz abhängig. (Mehr zum Projekt T-City erfahren Sie im Endbericht des Evaluationsteams, der als Buch erhältlich ist: Smart City konkret. Eine Zukunftswerkstatt in Deutschland zwischen Idee und Praxis. Jovis Verlag Berlin)

Ausführlich diskutierte er die Herausforderung für Kommunen und die anwesenden Planer, die Möglichkeiten neuer informationstechnologien zu nutzen. Die Verfügbarkeit von zahlreichen Daten an jedem Ort, die verlustfreie Kopierbarkeit jeglicher Datensätze und die sich in der jüngeren Vergangenheit enorm steigernde Rechenkapazität führten zu einer nie dagewesenen Möglichkeit Informationen über jeden Bürger zu erheben, zu vergleichen und zu kombinieren und damit Profile zu erstellen. Die Verfügbarkeit solcher Profile im öffentlichen Raum birgt eine neue Qualität der Stadt. Die Anonymität des Urbanen wird auf absehbare Zeit verschwinden. Dies wird eine neue Qualität des Miteinanders in der Stadt bedeuten. Antworten darauf muss die Gesellschaft erst noch finden.

Wenn Sie mehr über das Projekt T-City, seine Erfolge und Schwierigkeiten erfahren wollen, melden Sie sich einfach per Mail oder per Telefon.
Die Erkenntnisse aus dem Umsetzungsprozess können Ihnen als Vortrag oder auch als Workshop zu den Voraussetzungen und Schwierigkeiten in Smart-City-Prozessen zur Verfügung gestellt werden. Ihre eigenen Projekte zur Umsetzung von Smart-City-Elementen können von den Erfahrungen der Evaluation profitieren.

 

Themen des Kongresses:

Michael Groschek, Minister für Bauen, Wohnen, Stadt­entwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen:
Energiewende konkret: Nordrhein-Westfalen als Gestalter energiepolitischer Ziele

Dr. Klaus von Dohnanyi, ehemaliger Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg: Anpassungsstrategien als Antwort auf den Klimawandel – die Energiewende ist nur Anfang!

Dr. Ulrich Eberl, Autor „Zukunft 2050“ und Leiter Innovationskommunikation der Siemens AG: Zukunft 2050: Wie wir schon heute die Zukunft erfinden

Stefano Gri und Piero Zucchi, Geza – Gri e Zucchi Architetti Associati:
Italienisches Design für respektvolles Bauen

Prof. Dr. Christoph M. Schmidt, Vorsitzender des Sachverständigen­rates zur Begut­achtung der
ge samtwirtschaft­lichen Entwicklung:
Standort Deutschland: Energiepreise als  wichtigster Standortfaktor

Dipl.-Ing. Tiina Parkkinen, Architektin:
Architektur als ökonomische und ökologische Antwort

Dr. Thiemo Gropp, Vorstand und Gründungsstifter der Desertec Foundation: 6 Stunden Wüstensonne versorgen die Welt für ein Jahr

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer, Bundesminister a. D.:
Klimaschutz: Aufgabe von Weltrang. Erfahrungen aus Jahrzehnten für den Klimaschutz

Prof. Dr. Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN):
Herausforderung Energiewende – Ökologie, Ästhetik und gesellschaftspolitische Überzeugungsarbeit verbinden

Dr.-Ing. Kurt Rohrig, Leiter Energiewirtschaft und Netz betrieb, Fraunhofer Institut:
Funktionsweise der Energieversorgung: Wie sehen die Techniken der Zukunft aus?

Dipl.-Ing. Dietmar Köring, Architekt:
Gestaltung mit der Natur: Visionen

Thomas Huber, Chefredakteur Zukunftsinstitut Frankfurt:
Mobilität der Zukunft: Wie bewegt sich die Welt 2030?

Prof. Dr. Richard David Precht, Philosoph und Publizist:
Mehr Raum für Gutes: Wege für mehr Gesellschaft

Dipl.-Geograph Michael Lobeck, Mediator und Berater Stadtentwicklung:
Smart City: Das Bild der Stadt wird sich ändern.

Dipl.-Ing. Christoph Ingenhoven, Architekt:
Weltweit Spuren hinterlassen: Ökologie als Grundprinzip

Hier ein Kurzbericht auf der Webseite der Architektenkammer NRW.

UPDATE (4.11.14):

Inzwischen ist eine Broschüre der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen (AKNW) zur Tagung entstanden, in der auch eine Zusammenfassung des Vortrags von Michael Lobeck: „smart city – Das Bild der Stadt wird sich ändern“ auf Seite 72-75 enthalten ist. Die Broschüre hat den Titel „Zukunftsaufgabe Energieversorgung: Aus Politik wird Planung!“ und ist hier als pdf erhältlich. Die Broschüre kann auch als Druckexemplar hier bestellt werden.

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